Eine fortschreitende Erbkrankheit wird die beiden Söhne der Bauherren
an den Rollstuhl fesseln.
Das alte Haus mit der engen Treppe, das von der Familie in den vergangenen Jahren
saniert worden war, wird damit für sie nicht mehr nutzbar sein. Wegen dieser
Belastung muß mit geringstem Aufwand (die Ersparnisse der Familie hatte
die in dieser Gegend nur schwer verkäufliche Rekonstruktion des anderen
Hauses aufgezehrt) ausschließlich ebenerdig und behindertengerecht ein
Neubau projektiert werden.
Ein Gemeinschaftsraum bildet die Mitte des Hauses, leicht können die Kinder
ohne Wendemanöver von hier alle anderen Räume erreichen. Die Kinderzimmer
sind nach Südost gerichtet.
Mit fortschreitender Krankheit werden die Kinder sich immer mehr in ihren Zimmern
aufhalten müssen: deshalb sind die Kinderzimmer extrem groß. Sie
sind nach Osten zu dem schönsten Ausblick über die Felder und nach
Süden zum optimalen Sonneneinfall gerichtet.
So lange es ihre Gesundheit zuläßt, sollen sie jedoch selbständig
leben können: Bad und Küche sind wie alle Räume leicht erreichbar,
ein separater Zugang zu ihren Zimmern ist möglich.
Planungsgrundsätze
Kosteneinsparung ohne Komfortverzicht:
Heizung
Heizung mit Warmwasserbereitung und Entnahmestelle befinden sich unmittelbar
nebeneinander. Auf Warmwasserkreislauf und Pumpe kann verzichtet werden. Warmes
Wasser in der Küche ist unabhängig von den Dusch- und Badezeiten über
einen kleinen Elektroboiler verfügbar.
Dach = Decke
Verzicht auf Deckenaufbau spart Kosten. Die leichte Zwischendecke trägt
lediglich das kleine Gastzimmer (die Decke als sichtbare Balkenlage, darauf
Dielung). Schutz vor Überhitzung im Sommer: Auf Decke und Bodenraum wurde
verzichtet. Stattdessen verhindert ein Gründach eine Überhitzung und
die Dicke der Deckendämmschicht kann reduziert werden.
Kostenoptimierte wärmedämmende Außenwand,
Speichermasse durch Innenwände
Porenbeton außen bringt ausreichende Wärmedämmung; Kalksandsteinmauerwerk
im Inneren speichert Wärme und ermöglicht Schalldämmung. Dafür
werden Heizkörper an der Innenwand angebracht. Das Speicherpotential der
Innenwand wird damit voll ausgenutzt.
Einfache Tragstruktur, kostengünstige Fundamente
Der Aufbau des Hauses ähnelt dem einer Basilika. In den Seitenschiffen
nach Norden befinden sich die Funktionsräume, nach Süden die Wohnräume.
In der Mitte entsteht ein Zentralraum als Treffpunkt. Zusätzlich zu den
Glastüren geben Obergadenfenster Tageslicht hinein.
Planelemente ersparen Innenputz, wenige Fenstertüren sind kostengünstiger
als mehr Brüstungsfenster.
Rankgitter und Pflanzenbewuchs stellen eine preiswerte Alternative zur Belebung
des Fassadenbildes dar.
Eine berankte Pergola ersetzt die Garage, eine Hecke den Zaun.